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Was ist phonologische Bewusstheit?

Kind, Buchstaben in der Hand, Tisch, Laute, Schreiben, Lesen

Definition – phonologische Bewusstheit

Die phonologische Bewusstheit meinte die Wahrnehmung für Laute, also die Fähigkeit, Laute zu erkennen, sie abzuspeichern, wieder abzurufen, zu kombinieren und mit ihnen zu arbeiten, sie zu verschriftlichen. Konkret werden Aufgaben wie Reimen, Anlaute erkennen, Laute im Wort erkennen oder zu vertauschen, Wörter in Silben zerlegen zur phonologischen Bewussheit gezählt. Sie wird meist im Alter von vier bis sechs Jahren, insbesondere in der Vorschulzeit und in der ersten Klasse erworben.

Ursprung der phonologischen Bewusstheit

Die phonologische Bewusstheit fußt letztlich auf der ganz allgemeinen Sprachwahrnehmung, die sich bereits im ersten Lebensjahr zeigt. Babys lernen, dass gewisse Lautkombinationen (nämlich ein Wort, z.B. h-a-u-s) einer bestimmten Bedeutung (hier: Mauerwerk mit einem Dach, Platz zum Wohnen, etc.) zugeordnet ist. Und sie lernen auch schon, dass bereits die Veränderung eines Lautes zu einer komplett anderen Bedeutung führen kann (z.B. H-a-u-s vs. H-a-l-s). Somit sind die Grundsteine für die Erkennung und Wahrnehmung von Lauten bereits sehr früh in der Sprachentwicklung gelegt. Denn auch beim Schreiben und Lesen ist es wichtig Laute zu unterscheiden, im Hören, beim Aussprechen oder etwa beim Abruf im Gehirn.

Legasthenieforschung

Im Rahmen der Legasthenieforschung konnte man zeigen, dass die phonologische Bewusstheit von großer Bedeutung für den Schriftspracherwerb ist. Kinder, die besonders gefährdet sind, eine Legasthenie zu entwickeln, sollten daher in ihren phonologischen Fähigkeiten bereits im Vorschulalter gefördert werden. Aber auch bei nicht besonders gefährdeten Kindern macht es Sinn, die phonologische Bewusstheit zu schulen, weil auch sie beim Schriftspracherwerb davon profitieren. Dies konnte bereits in vielen verschiedenen Studien (auch für unterschiedliche Sprachen) gezeigt werden. Mittlerweile werden in Kindergärten sogar spezielle Förderprogramme angeboten, wie etwa das Programm Hören, Lauschen, Lernen von Küspert und Schneider.

Teilfähigkeiten der phonologischen Bewusstheit

  • Wörter in Silben zerlegen (z.B: Au-to, Ge-mü-se)
  • Reimen (z.B. Kanne – Tanne)
  • Anlaute hören (z.B. Womit fängt das Wort Maus an? – M)
  • Auslaute hören (z.B. Was hörst du am Ende von Maus? – S)
  • Laute im Wortinneren hören (z.B. Hörst du den Laut P bei hupen? – Ja)
  • Zerlegen von Wörtern in einzelne Laute (z.B. Welche Laute hörst du Melone? – M – E – L – O – N – E)
  • Lautgedächtnis (Z.B. M – O – F – T – K – R…..Welche Laute hast du gehört? – M, O, F, T, K, R)
  • Synthese von Lauten (z.B. Welches Wort ist das? M-AU-S  –  Maus)