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Welchen Einfluss hat Mehrsprachigkeit auf den Spracherwerb?

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Was ist Mehrsprachigkeit?

Eines vorweg: Mehrsprachigkeit hat keine Nachteile für Kinder!
Besonders Neugeborene haben die besten Voraussetzungen, um mehrere Sprachen zu erwerben. Auch zieht eine mehrsprachige Erziehung keine Nachteile für die Sprachentwicklung mit sich, wie so oft angenommen wird. Mit der richtigen Unterstützung der Eltern haben Kinder die Möglichkeit kompetente Sprecher der jeweiligen Sprachen zu werden.

Für Mehrsprachigkeit gibt es viele verschiedene Definitionen. Dabei herrscht Uneinigkeit über das Niveau, auf dem die jeweiligen Sprachen beherrscht werden müssen. Häufig wird eine Person als zwei- oder mehrsprachig bezeichnet, wenn sie in ihrem Alltag beziehungsweise regelmäßig mehr als eine Sprache spricht. Für mehrsprachige Personen sollte es ebenfalls möglich sein, in den jeweiligen Sprachen eine Unterhaltung zu führen. Mehrsprachigkeit kann im Einzelnen jedoch sehr verschieden aussehen.

Das Alter ist entscheidend

Das Alter, ab dem die Kinder der jeweiligen Sprache ausgesetzt sind, spielt bei der Unterscheidung von verschiedenen Arten der Mehrsprachigkeit eine große Rolle. Man unterscheidet zwischen einem doppeltem Erstspracherwerb und einem kindlichen Zweitspracherwerb. Beim doppelten Erstspracherwerb werden die Kinder von klein auf mit beiden Sprachen groß. Das Kind hat vor seinem dritten Geburtstag Kontakt zu beiden Sprachen und hat die Möglichkeit beide zu erwerben. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Vater mit dem Kind Türkisch redet und die Mutter Deutsch. Die beiden Sprachen werden gleichzeitig erworben. Man spricht deswegen auch vom simultanen Bilingualismus. Beim kindlichen Zweitspracherwerb hören die Kinder zunächst hauptsächlich eine Sprache, da zum Beispiel beide Eltern zusammen und mit dem Kind Türkisch reden. Erst später, meist im Kindergartenalter, haben die Kinder Kontakt zu einer anderen Sprache. Die Sprachen werden nacheinander gelernt, es handelt sich also um einen sukzessiven Zweitspracherwerb.

Während beim simultanen Erstspracherwerb gleichzeitig zwei Sprachsysteme aufgebaut werden, wird beim sukzessiven Zweitspracherwerb zunächst die erste Sprache erlernt. Der Erwerb beginnt wie bei einsprachigen Kindern. Je nach Alter, indem die zweite Sprache hinzukommt, ist das Sprachsystem der Erwerb der ersten Sprache schon fortgeschritten oder in Teilen abgeschlossen.

Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, müssen lernen die Sprachsysteme der beiden Sprachen zu unterscheiden. Gibt es einzelne Laute, die nur in der einen oder anderen Sprache vorkommen? Wie kann und darf ich diese Laute in einem Wort kombinieren? Der Gegenstand heißt in einer Sprache so und in der anderen Sprache anders. In welcher Reihenfolge stehen die Wörter im Satz?

 

Die Laute der beiden Sprache beeinflussen sich

In den ersten Lebenswochen teilen sich Neugeborene durch Schreien mit. Ungefähr im Alter von sechs Wochen fangen sie an, die ersten Laute zu bilden und auch zu unterscheiden. Die Laute, die sie dabei äußern, sind dabei in allen Sprachen noch gleich. Mit circa einem halben Jahr beginnen die Babys mit dem Lallen. Hier kann man die ersten Unterschiede der einzelnen Sprachen feststellen: Die Babys verwenden dafür die Laute, die sie am häufigsten hören. Bereits in diesem Alter bauen die Kinder zwei unterschiedliche phonologische Systeme auf. Diese beinhalten beispielsweise Informationen über die Laute der jeweiligen Sprachen. Die Entwicklung ist dabei ähnlich zu einsprachigen Kindern, jedoch können sich die Laute der Sprachen beeinflussen. Zum Beispiel machen viele türkische Kinder auch im Deutschen ein Zungenspitzen-/r/, obwohl das /r/ im Deutschen eher im Rachen gebildet wird. Zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat verfestigen sie die Laute ihrer Muttersprache und verwenden nur noch diese Laute. In dieser Phase bilden sich auch sogenannte phonologische Repräsentationen, in denen Informationen zu Lauten und deren Verwendung gespeichert wird. Sie stellen die Grundlage für die weitere sprachliche Entwicklung dar. Die Speicherung und der Abruf von diesen Informationen sind ebenfalls sprachspezifisch.

Sprachspezifischer Wortschatz ist bei mehrsprachigen Kindern oft kleiner

Mehrsprachige Kinder sprechen ihre ersten Wörter – wie einsprachig aufwachsende Kinder auch – ungefähr im Alter von zehn bis 14 Monaten. Beim Aufbau des Wortschatzes wird zwischen sprachspezifischem und konzeptuellem Wortschatz unterschieden. Der sprachspezifische Wortschatz besteht aus den Wörtern, die die Kinder in einer Sprache kennen und sprechen können. Bei mehrsprachigen Kindern ist dieser meist kleiner als bei einsprachigen Kindern. Dies liegt daran, dass die verschiedenen Sprachen in verschiedenen Situationen und in einem anderen Umfeld gesprochen werden. Wenn ein Kind beispielsweise nur bei den italienischen Großeltern Kuchen backt, wird es die Zutaten und Hilfsmittel nur auf italienisch können. Wenn es hingegen in einem deutschsprachigen Fußballverein ist, wird es die Regeln und Begriffe des Sports hauptsächlich auf Deutsch können. Der konzeptuelle Wortschatz besteht aus allen Begriffen, die das Kind kennt – egal in welcher Sprache. Er ist daher ungefähr gleich groß wie bei einsprachigen Kindern.

Große Unterschiede bei Mehrsprachigkeit im Bereich der Grammatik

Die Entwicklung der Grammatik muss für jede Sprache einzeln betrachtet werden, da es dabei große Unterschiede gibt. Sprachen können unterschiedlich schwierige grammatische Regeln haben. Sobald die Kinder mehrere Wörter kombinieren, werden grammatische Regeln angewendet. Dabei müssen sie auf bestimmte Merkmale wie das grammatische Geschlecht (männlich, weiblich oder neutral), die Anzahl (Einzahl oder Mehrzahl) und die Fälle (Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Dativ), die Wortfolge und weitere Besonderheiten der Sprache achten.

Mehrsprachige Kinder können schon im Alter von circa zwei Jahren einfache, grammatische Strukturen der Sprachen auseinanderhalten und selbst produzieren. Die Qualität der Aussagen ist mit einsprachigen Kindern zu vergleichen. Jedoch kann es sein, dass mehrsprachige Kinder länger und häufiger entwicklungstypische Fehler machen. Zum Beispiel werden Regeln für die Plural- und Verbformen übergeneralisiert und auf alle Wörter angewendet. Da die meisten mehrsprachigen Kinder ein gutes Sprachgefühl entwickeln, fällt es ihnen einfacher grammatische Strukturen und Regeln herauszufinden und selbst umzusetzen. Dabei gilt, je verschiedener die Sprachen sind, desto einfacher ist es für die Kinder diese auseinander zu halten. Wenn die Grammatik der Sprachen ähnlich aufgebaut ist, kann es zu Übertragungen von der einen auf die andere Sprache kommen. In den meisten Sprachen ist die Entwicklung der Grammatik im Alter zwischen vier und fünf Jahren abgeschlossen.

Begünstigt Mehrsprachigkeit grundsätzlich Sprachstörungen?

Die aktuelle Forschung zum Thema Mehrsprachigkeit bestätigt, dass sich Mehrsprachigkeit sich nicht negativ auf die sprachliche Entwicklung von Kindern auswirkt! Sprachentwicklungsstörungen kommen bei mehrsprachigen Kindern genauso häufig vor wie bei einsprachig aufwachsenden Kindern. Heutzutage geht man sogar davon aus, dass die Mehrsprachigkeit den Kindern bei weiteren sprachlichen Fähigkeiten hilft.

Tipps im Umgang mit Mehrsprachigkeit

Es gibt mehrere Faktoren, die den Spracherwerb von mehrsprachigen Kindern beeinflussen:

Erwerbszeitpunkt. Je früher die Kinder eine zweite Sprache lernen, desto leichter fällt es ihnen. Die Sprache wird spielerisch und ungezwungen erlernt, ohne dass die Kinder einen Leistungsdruck haben.

Motivation. Für die Kinder muss es einen erkennbaren Nutzen geben, eine neue oder andere Sprache zu lernen. Die Kinder sollten im Alltag die Gelegenheit und den Anreiz haben, beide Sprachen zu sprechen. Je nach Sprachen und Umfeld kann es dafür verschiedene Möglichkeiten geben: Besuch bei den Großeltern, Spielen mit anderen Kindern auf dem Spielplatz oder Bücher in den jeweiligen Sprachen.

Ansehen der Sprache. Die Kinder merken, wie die Eltern oder Menschen in ihrer Umgebung zu einer Sprache stehen. Mehrsprachige Kinder verbinden mit jeder Sprache bestimmte Personen, Orte oder Erinnerungen. Wenn ihre Bezugspersonen die Sprache oder die Kultur ablehnen, werden die Kinder auch eine negative Haltung entwickeln.

Qualität und Dauer des Inputs. Kinder lernen Sprachen zunächst durchs Zuhören. Um beide Sprachen später einwandfrei zu beherrschen, ist es für die Kinder wichtig, einen guten sprachlichen Input zu bekommen. Dafür bieten sich Personen im Umfeld an, die die jeweiligen Sprachen auf sehr gutem Niveau beherrschen. Das Kind sollte am besten täglich für längere Zeit mit beiden Sprachen in Kontakt kommen.

Trennung der Sprachen. Es ist wichtig, dass die Sprachen deutlich voneinander getrennt werden. Eine Mischung der Sprachen sollte – zumindest bis das Kind die grundlegenden Sprachfähigkeiten besitzt – vermieden werden. Sinnvoll ist es dabei, eine bestimmte Systematik zu finden, wann und wo welche Sprache gesprochen wird. Die Trennung der Sprachen kann durch Personen (wer spricht welche Sprache mit dem Kind), Umgebung (im Haus sprechen wir eine Sprache, draußen die andere) oder Situationen (beim Frühstück wird eine Sprache gesprochen, beim Abendessen die andere) geschehen. Wichtig ist, eine Routine und eine Systematik zu finden.

Weitere Tipps:

  • Bücher vorlesen
  • Spiele für jede Sprache (Sprachlernspiele, Fingerspiele, usw.)
  • Lieder singen
  • Reime sprechen
  • Kuscheltiere, die die verschiedenen Sprachen sprechen
  • Den Kindern korrigierendes Feedback geben („Bume“ – „Ja genau, das ist eine Blume“)
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Warum spricht mein Kind (noch) nicht?

Kind spricht nicht, Mama verzweifelt

Mein Kind ist schon älter als ein Jahr und spricht noch nicht oder erst sehr wenig. Warum spricht mein Kind noch nicht oder sehr wenig? Müssen Sie sich als Elternteil Sorgen machen? In diesem Artikel geht es vor allem darum, was es braucht, damit sich Sprache bei einem Kind überhaupt entwickeln kann.

Wenn mein Kind noch nicht spricht …

Wenn ein Kind noch nicht spricht, obwohl es eigentlich schon sollte, dann hat es meistens wichtige vorsprachliche Fähigkeiten noch nicht erlernt, damit sich Sprache entwickeln kann. Und eines vorweg: Sie können ausschließen, dass Ihr Kind einfach nicht sprechen will. Wenn ein Kind sprechen kann, dann wird es das auch tun. Denn dadurch hat es einen entscheidenden Vorteil. Wir Menschen benutzen Sprache, um uns auszutauschen, um unsere Wünsche und Absichten mitzuteilen und Informationen weiter zu geben. Dadurch unterscheiden wir uns auch stark von den meisten anderen Lebewesen. Und auch in der Sprachentwicklung wird dieser Vorteil, den uns Sprache bringt, deutlich. Sobald ein Kind erste Wörter spricht, kann es sich besser mitteilen. Es wird von Mama oder Papa oder anderen Bezugspersonen besser verstanden und so wird das Zusammenleben einfacher. Auch lernen Kleinkinder über Sprache. Denn über neue Wörter lernen sie neue Objekte kennen, sie verstehen Erklärungen von Zusammenhängen in der Welt und verstehen alltägliche Abläufe besser.

Wenn ein Kind mit zwei Jahren beispielsweise noch sehr wenig oder gar nichts spricht, entgehen ihm all diese Vorteile. Die Eltern können oft erraten, was das Kind will, aber es kommt trotzdem öfters zu Missverständnissen und zur Unzufriedenheit im gemeinsamen Familienleben. Es ist also sehr wohl sinnvoll, frühzeitig etwas zu unternehmen und dem Kind Hilfestellungen zu geben.

Wo liegt das eigentliche Problem?

Ich habe vorhin über so genannte sprachliche Vorläuferfähigkeiten gesprochen, die entwickelt sein sollen, damit sich Sprache gut entwickelt. Wenn Sprache nicht kommt und ich formuliere das bewusst ein wenig passiv, dann liegen meist Defizite in anderen Bereichen vor. Mit passiv ist gemeint, dass sich das Kind nicht hinsetzen muss und Vokabeln und Grammatik pauken muss, um seine Muttersprache zu lernen. Ein Kind lernt Sprache im Alltag, in all den unzähligen Interaktionen, die es täglich mit seinen Mitmenschen macht.

Es gibt drei wichtige Fähigkeiten, die bei Ihrem Kind ausgeprägt sein sollen, damit Sprache entstehen kann:

  1. Ihr Kind muss sich selber als eigenständige Person wahrnehmen.
  2. Ihr Kind muss Mitmenschen als Interaktionspartner erkennen, mit denen es sich austauschen will.
  3. Ihr Kind muss Informationen über die Gegenstände gesammelt haben und sich eine Abstraktion / ein Bild davon machen. (zu dem später ein Wort dazu geknüpft wird)

1. Ihr Kind muss Mitmenschen als Interaktionspartner erkennen, mit denen es sich austauschen will.

Ein Kind muss wissen, dass es eine andere Person ist als die Mama oder der Papa. Es ist ein Individuum, d.h. ein eigenständiges Wesen. Mit anderen Wünschen, Interessen und Absichten als z.B. seine Eltern oder Geschwister. Es muss sich selber wahrnehmen. Das Wörtchen “ich” spielt in dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Warum ist es wichtig, dass ein Kind sich selber als Person wahrnimmt? Erst dann wird es fähig sein, seine Bedürfnisse als eigene zu erkennen und diese über Sprache auszudrücken. Es kann sich zum Gegenüber abgrenzen und dazu wird es auch Sprache benötigen. Das bringt mich zum nächsten Punkt.

2. Ihr Kind muss sich selber als eigenständige Person wahrnehmen.

Ein Kind muss Interesse am Gegenüber zeigen. D.h. es geht auf andere Menschen zu und interessiert sich, was diese machen. Entscheidend ist hier der Blickkontakt. Der Blickkontakt ist ein wichtiges körpereigenes Instrument, um Kontakt zum Anderen aufzubauen. Ein Kind sollte also andere Menschen anschauen und diese miteinbeziehen, z.B. mitspielen lassen. Auch die Zeigegeste ist hier relevant. Denn über die Zeigegeste orientiert sich das Kind am Gegenüber. Es zeigt auf einen Gegenstand und fragt den anderen darüber etwas; z.B.  “Schau mal, was da ist!”

3. Ihr Kind muss Informationen über die Gegenstände gesammelt haben und sich eine Abstraktion / ein Bild davon machen. (zu dem später ein Wort dazu geknüpft wird)

Sobald Kinder auf der Welt sind, erkunden sie die Umgebung. Erst mit den Augen, dann mit dem Mund und mit den Händen. Sie erforschen und beobachten Gegenstände um sich herum, wie sie ausschauen, wie sie sich bewegen, wie sie sich vielleicht verändern, was man damit tun kann, usw. Wenn Kinder die Eigenschaften der Objekte lang genug untersucht haben, können sie sich ein Bild von einem Gegenstand in ihrem Kopf machen und diesen Gegenstand abstrahieren. Das ist eine große Leistung. Ich erkläre es am Beispiel eines Balles. Ihr Kind kennt den gepunkteten Ball aus seinem Spielzimmer. Am nächsten Tag sieht es, wie der Nachbarjunge einen Fußball schießt. Wieder an einem anderen Tag bekommt es einen weiteren Ball geschenkt, der hüpft und aus Gummi ist. Das Kind lernt beim Beobachten genau, dass ein Ball rund ist und rollt. Und diese Eigenschaften überträgt es auf andere Bälle; somit erkennt es einen Ball sofort. Es hat auch ein bestimmtes Bild von einem Ball im Kopf abgespeichert. Warum ist das wichtig? Weil es eine Abstraktionsleistung ist. Wenn ein Kind nicht abstrahieren kann, wird es keine Wörter zuordnen lernen. Es muss nämlich in einem weiteren Schritt verstehen, dass vieles, was rund ist und rollt, als Ball bezeichnet wird. Ohne diese Abstraktionsleistung, d.h. dass von einem konkreten Gegenstand auf ein bestimmtes Objekt abstrahiert wird oder von einer konkreten Tätigkeit, wird das Kind keine Wörter zuordnen können. Ein Kind, das kein Bild von einem Ball im Kopf hat, wird nicht lernen, dass man dieses Objekt als Ball bezeichnet.

Fazit

Wenn Ihr Kind also noch nicht wirklich in die Sprache gekommen ist, könnte es sein, dass es in den so genannten sprachlichen Vorläuferfähigkeiten mehr Hilfe benötigt. Es bringt also wenig, es z.B. aufzufordern,  einzelne Wörter nachzusprechen, wenn es dazu einfach noch nicht in der Lage ist. Viel wichtiger ist zu erkennen, wo genau das Problem beim Kind liegt. Es hat mit Sicherheit in einem der o.g. Bereiche Aufholbedarf. Ich gehe hier von einer sonstigen normalen Entwicklung (ohne ein spezielles, zugrunde liegendes Krankheitssyndrom) aus.

Ein Kind, das noch sehr wenig spricht, wird häufig als Late Talker bezeichnet. Was das genau bedeutet, wie Sie erkennen, ob Ihr Kind ein Late Talker ist und was Sie tun können, erfahren Sie hier.

 

 

 

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Beginn der Sprachentwicklung

Mama, Baby, Brust, anschauen, Blickkontakt, Freude

Wann lernen Kinder Sprache?

Der Beginn der Sprachentwicklung ist nicht nur für kleine Kinder, sondern auch für deren Eltern ein spannendes Thema. Nicht wenige unter Ihnen haben sich schon einmal die Frage gestellt, wann die Sprachentwicklung beginnt. Gespannt warten Eltern auf das erste Wort ihres Nachwuchses. Die Frage, wann Kinder Sprache lernen, würden die meisten von uns wahrscheinlich mit dem Richtwert “mit einem Jahr” oder “zum ersten Geburtstag herum” beantworten. Das sind die Angaben, die man meist in Beschreibungen oder Tabelle zur Sprachentwicklung findet. Sprache wird hier oft auf die reine Wortproduktion reduziert. Und ja, die meisten Kinder fangen so um den ersten Geburtstag herum an, die ersten Wörter zu plappern.

Sprache beginnt allerdings schon viel früher

Die Sprachentwicklung beginnt eigentlich schon im Mutterleib. Babys im Bauch der Mutter können nämlich die Stimme der Mutter von anderen Stimmen unterscheiden, und das ist wichtig, wenn sie dann nicht mehr im Mutterleib sind, sondern in der kalten kühlen Welt und den Schutz der Mutter suchen. Sie können sich bereits nach der Geburt am Stimmklang orientieren. Der Klang der Sprache ist zu Beginn der Sprachentwicklung überhaupt sehr wichtig. Denn über den Klang und den Rhythmus der Sprache (siehe auch Artikel über Baby Talk) bekommen Babys und Kleinkinder die nötigen Informationen, um zu erkennen, wie ihre Muttersprache funktioniert.

Gurrlaute gehen den ersten Wörtern voraus

Bereits mit zwei Monaten beginnen Babys zu gurren. Das sind Laute, die mit der Zungenwurzel gebildet werden. Deshalb heißen sie auch Gurrlaute. Dieses – im Englischen genannte – Cooing ist weltweit identisch, unabhängig davon, ob das Baby im Mutterleib schon Chinesisch gehört hat, oder ob es Deutsch lernen wird. Babys haben also ihre eigenen Mittel, um mit der Außenwelt, v.a. Mama und Papa, zu kommunizieren. Erst sind es die Gurrlaute und später das Lallen, womit sich Babys mitteilen möchten. Spätestens dann, wenn sie ihr Lachen immer kontrollieren können, versteht man ihr Mitteilungsbedürfnis.

Das Bedürfnis nach Kommunikation als Basis für den Spracherwerb

Kommunikation ist also die Basis für Sprache und Sprachentwicklung. Das wird im Rahmen von Sprachuntersuchungen und Sprachentwicklungsauffälligkeiten gerne ungeachtet gelassen. Gerade in der Kommunikation liegen allerdings häufig die Probleme, wenn es mit dem Sprechen lernen nicht so klappen will. Manche Forscher gehen sogar davon aus, dass Eltern mit ihren Babys so genannte vorsprachliche Dialoge führen. Ob man dem Baby allerdings schon richtige Kommunikationsabsichten zuschreiben kann, ist ungewiss. Auf alle Fälle genießen es die Eltern, sich in ihrer Babysprache mit ihren Babys zu “unterhalten”. Auch wenn die Unterhaltung an sich nicht inhaltlich relevant ist, geht es um die gegenseitige Zuwendung, den Blickkontakt, das abwechselnde Lautieren und die emotionale Bindung.

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Baby Talk – Warum sprechen wir mit Babys so anders?

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Baby Talk ist melodisch und stark betont

Nicht nur Mütter und Väter, sondern grundsätzlich Erwachsene sprechen mit Babys in einer komplett anderen Art, als mit z.B. gleichaltrigen Personen. Die Sprache ist gekennzeichnet durch eine höhere Tonlage und sie ist melodisch und stark betont. Sie wird als Baby Talk, Ammensprache oder Motherese bezeichnet. Es ist aber nicht so, dass wir dauerhaft hoch sprechen, sondern abwechseln. Mal sprechen wir tief, mal hoch. Insgesamt ist die Sprechmeldoie sehr abwechslungsreich. Dies bewirkt, dass Babys aufmerksam sind und zum Erwachsenen schauen. Babys richten ihre Aufmerksamkeit nämlich lieber auf etwas Neues und Abwechslungsreiches.

Man hat herausgefunden, dass diese Art zu sprechen in allen Sprachen auftritt. Der Baby Talk tritt also in allen Ländern der Welt auf, unabhängig davon, ob die Erwachsenen türkisch, spanisch oder deutsch sprechen.

Babys sind für eine betonte und rhythmisch melodische Sprache empfänglicher

Durch das betonte und langsamere Sprechen werden Wörter voneinander besser abgetrennt. Wenn wir in unserer normalen Sprechweise sprechen, sind Wortgrenzen kaum herauszuhören, weil die Wörter praktisch in einer Wurst herauskommen. Und gerade das betonte und langsamere Sprechen unterstützt die Babys beim Sprachen lernen. Babys können nämlich von Geburt an Tondauer, Tonintensität (also laut – leise) sowie Schnelligkeit des Tonanstiegs und Rhythmen unterscheiden. Somit ist verständlich dass sie für eine rhythmische Sprache sehr empfänglich sind, was wir ihnen mit dem Baby Talk bzw. Motherese ermöglichen. So lässt sich auch die Tatsache erklären, dass Babys dieser Art des Sprechens lieber zuhören als der Sprache, die Erwachsene untereinander sprechen.

Merkmale des Baby Talks

  • höhere Tonlage
  • langsameres Sprechen
  • deutliches, akzentuiertes Sprechen
  • häufiger Wechsel der Sprachmelodie
  • Worttrennung ist besser erkennbar

Baby Talk hört sich allerdings nicht immer gleich an. Erwachsene sprechen ja in den unterschiedlichsten Situationen und Gemütslagen mit ihren Kindern. Und dies macht sich auch in der Art des Sprechens deutlich. So können Babys erkennen, ob Erwachsene ihnen Zustimmung geben, ein Verbot aussprechen, Aufmerksamkeit erwecken oder sie beruhigen wollen. Diese Formen existieren in ihren Grundzügen auch sprachübergreifend. Sogar Neugeborene können in angemessener Form auf diese verschiedenen Sprechmelodien reagieren. Ist das nicht fantastisch?

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Entwicklung des kindlichen Wortschatzes – der passive Wortschatz

Wortschatz, Wörter, Kinder, Spracherwerb

Wenn man über Sprachentwicklung spricht, meint man landläufig, wie viel das Kind schon spricht, wie viele Wörter es schon kennt. Tatsächlich ist die Entwicklung des kindlichen Wortschatzes ein guter Indikator, wenn es um die Sprachentwicklung im Ganzen geht, weil die gesamte Sprache auf Wörtern aufbaut. Aus Wörtern können Sätze gebastelt werden und schließlich kleine Erzählungen und Unterhaltungen folgen.

Wenn man von Wortschatz spricht, so meint man meist den aktiven Wortschatz. Es wird also angeschaut, wie viele Wörter ein Kind schon sprechen kann. Dem entgegenzusetzen und nicht minder zu bewerten ist der passive Wortschatz. Damit ist gemeint, wie viele Wörter ein Kind verstehen kann, ohne, dass es diese Wörter vielleicht selber bilden kann. In einer normalen Sprachentwicklung geht der passive Wortschatz dem aktiven Wortschatz von Kindern voraus, d.h. er entwickelt sich früher und ist meist größer.

Voraussetzungen für die Wortschatzentwicklung

Um einen passiven Wortschatz aufbauen zu können, müssen Babys einzelne Wörter hören und zu Personen oder Gegenständen zuordnen können. Wenn wir Erwachsene sprechen, ist das meist ein Redefluss ohne Punkt und Komma. Der Baby Talk, mit der Erwachsenen zu Babys sprechen, hebt durch gewisse Betonungsmuster und Akzente Wortgrenzen besser hervor, sodass Babys Wörter leichter erkennen können. Sehr früh schon beginnen Babys gewisse Lautkombinationen und Silben ihrer Muttersprache zu erkennen. So hören Babys ab dem 6. Monat ungefähr lieber Wörter in ihrer eigenen Sprache als in einer anderen Sprache. Sie sind also bereits jetzt sensibel für eine gewisse Lautabfolge und Silbenkombination. Bis zu 9 Monaten können Babys sogar erkennen, welche Silben in ihrer Muttersprache häufiger vorkommen als andere. Sie lauschen diesen häufigeren Silben lieber als den weniger häufigen. So kommt im Deutschen die Silbe ge häufiger vor als die Silbe vor.

Beginn des passiven Wortschatzes

Bereits von Geburt an ist das Kind auf den Sprachklang sensibilisiert, denn es kann am Sprachklang und an der Melodie der Sprache erkennen, ob z.B. die Person verärgert oder erfreut ist und kann entsprechend darauf reagieren. Bereits mit 4 Monaten unterscheidet es Laute in dem Sinne, dass es Laute der Muttersprache (z.B. Deutsch) von einer anderen Sprache (z.B. Bulgarisch) unterscheiden kann.

Mit 7 Monaten können Babys aus einem Redefluss Wörter erkennen. Ihre stark ausgeprägte lautliche Analysefähigkeit (s.o.) hilft ihnen dabei. Stellen Sie sich vor, Sie hören einer Sprache zu, die Sie selber nicht sprechen. Würden Sie einzelne Wörter heraushören? Wohl kaum. Und genau das gelingt Babys schon mit 7 Monaten. Das ist der Beginn der Entwicklung des kindlichen Wortschatzes. Babys verstehen Wörter zu diesem Zeitpunkt, auch wenn sie sie selber noch nicht sprechen können. Mit 7 Monaten verstehen Babys Wörter mit typischen Betonungsmustern für ihre Muttersprache: im Deutschen wären das z.B. Auto, Kinder oder Bücher; die jeweils erste Silbe ist betont. Mit 7 Monaten reagiert ein Kind bereits auf seinen Namen. 

Mit 10 Monaten versteht das Kind auch das Wort “nein”. Es lernt, erste Beziehungen zwischen Wörtern (z.B. Ball) und deren Gegenständen herzustellen. Hier beginnt der passive Wortschatz im klassischen Sinn und macht einen Großteil des Sprachverständnisses aus. 

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Entwicklung des kindlichen Wortschatzes – der aktive Wortschatz

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Dass der passive und der aktive Wortschatz unterschieden werden und der passive dem aktiven Wortschatz vorauseilt, wurde bereits in dem Artikel Entwicklung des Wortschatzes – der passive Wortschatz erläutert. Bevor Kinder einzelne Wörter sprechen, müssen sie Wörter verstehen.

Die ersten Wörter, die ein Kleinkind spricht, sind meist um den ersten Geburtstag herum zu hören. Manche sind früher, manche später dran. Hier sind Verschiebungen um ein paar Monate überhaupt nicht bedenklich. Gerade in der Anfangszeit bleibt es dann auch bei ein paar wenigen Wörtern. Es gibt eine offielle Liste, welche die ersten 25 Wörter eines Kleinkindes im Deutschen listet; darunter Mama, Papa, Oma, Opa, da ganz vorne. Aber auch hier gibt es Abweichungen und keinerlei Grund zur Besorgnis bei einer anderen Reihenfolge.

Wortschatzexplosion

Während in den ersten Monaten des 2. Lebensjahres nur ab und zu ein neues Wort dazukommt, gibt es ab ungefähr 50 bis 100 Wörtern bei den meisten Kindern eine richtige Wortschatzexplosion. Dies geschieht häufig zwischen 17 und 24 Monaten. Diesen raschen Anstieg an neuen Wörtern im aktiven Wortschatz nennt man Vokabelspurt. Zu diesem Zeitpunkt lernen Kinder mehrere Wörter täglich neu dazu. Mit 2 Jahren sprechen viele Kinder um die 200 Wörter.

Hauptwörter werden bevorzugt

Kinder lernen zuerst Nomina. Das ist naheliegend, denn Hauptwörter bezeichnen Objekte und die kann man anfassen. Die Beziehung von Wort und Objekt (z. B. Auto als Wort und das Objekt “Spielzeugauto”) ist eindeutig und leicht zuzordnen. Der aktive Wortschatz wird bald differenzierter und so folgen später Verben, Tätigkeitswörter. Hier sind Tätigkeiten wie essen, laufen, gehen ganz früh mit dabei. Sie bezeichnen Handlungen, die Kinder an sich selber gut beobachten können. Meist sind es Bewegungsverben. Später folgen auch Verben, die sich nicht nur auf Bewegung beziehen, wie etwa schlafen, kochen oder malen.

Wörter werden kombiniert

Auch ganz kleine und unscheinbare Wörter kommen früh in der Sprache vor; hier ist die Rede von Funktionswörtern. Damit sind Wörter gemeint, die sich nicht auf ein Objekt oder Tätigkeit beziehen, aber eine wichtige (meist) grammatikalische Funktion im Satz haben. Dazu gehören Wörter wie da, ab, auf oder weg. Viele sind Teil eines Verbes, das die Kinder noch nicht im Gesamten abspeichern können. Ein Kind sagt beispielsweise Papa ab und meint damit Papa abholen, also ich oder wir (ich zusammen mit Mama) werden den Papa abholen. Diese Wörter sind sehr praktisch und können oft und einfach mit anderen Wörtern kombiniert werden. Man kann mit wenig sprachlichem Aufwand viel ausdrücken.

Auch hier muss erwähnt werden, dass die Entwicklung nicht bei allen Kindern gleich (schnell) verläuft. Die Marke der 200 Wörter mit 2 Jahren ist ein Richtwert. Es gibt auch Kinder, die diesen Wortschatzspurt nicht so stark erleben, und eher gemächlich neue Wörter lernen, sodas sie bis zum 2. Geburtstag nicht auf 200 Wörter kommen. Andere wiederum beherrschen noch viel mehr als diese 200 Wörter.

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Hilfe, mein Kind spricht nicht!

Kind spricht wenig, Late Talker

Mein Kind ist schon fast 2 Jahre und spricht nicht oder sehr wenig

Wenn ein Kind mit 18 Monaten oder älter noch kaum oder gar nichts spricht, ist es erst einmal kein Grund zur Panik. Trotzdem sollten Sie Ihr Kind genauer beobachten. Es gibt einen medizinischen Richtwert, der sich die Altersgrenze von 2 Jahren anschaut. Hat ein Kind den 2. Geburtstag erreicht und spricht noch keine 50 Wörter und macht auch keine Wortkombinationen wie z.B. “Papa Auto”, “Mimi au”, wird es als so genannter Late Talker eingestuft.

Mit einem Late Talker ist ein Kind gemeint, das eben sehr spät zu sprechen beginnt. Später, als andere in demselben Alter. Ist das schlimm oder besorgniserregend? Ich würde sagen, grundsätzlich nicht. Denn Vergleiche in diesem Alter sind immer schwierig, wenn man bedenkt, wie schnell ein Kind in einem Monat etwas dazu lernen kann. Und jedes Kind entwickelt sich individuell, das ist ganz klar. Allerdings hat man beobachtet, dass nicht alle Late Talker den Sprachrückstand problemlos aufholen. Nur 50% der Late Talker holen den Rückstand auf und entwickeln sich anschließend sprachlich normal. Man spricht von so genannten Late Bloomern, also späten Aufblühern; Kinder, die wieder aufholen. Die anderen 50% schaffen es nicht und entwickeln sprachliche Probleme in irgendeiner Form: z.B. geringer Wortschatz, Sprachverständnisstörung, Auffälligkeiten in der Grammatik oder im Satzbau, Probleme mit der Aussprache oder Vertauschen von Lauten.

Deshalb ist es wichtig, dass man Eltern, die ein Kind haben, das noch nicht oder wenig spricht mit 2 Jahren, mit Ihren Sorgen Ernst nimmt. Und was noch viel wichtiger ist: Das Kind, das noch wenig oder nicht spricht, sollte genauer beobachtet werden. Denn wenn ein Kind Sprache für sich noch nicht entdeckt hat, sind gewisse Fähigkeiten, die für die Sprachentwicklung wichtig sind, noch nicht ausgeprägt. Ich spreche von so genannten sprachlichen Vorläuferfähigkeiten. Sprache ist meist nur die Eisbergspitze, anhand derer festgestellt wird, dass etwas noch nicht so gut entwickelt ist.

Welche Probleme Late Talker Kinder eigentlich haben

Meist haben Late Talker Kinder in folgenden Dingen Probleme:

  • Ein Spiel zu Ende spielen. Sich auf ein Spiel einlassen. Spielsachen werden meist nur kurz angeschaut und sofort wieder beiseitegelegt. Kinder interessieren sich wenig dafür, wie ein Spiel funktioniert.
  • Symbolisch spielen. Spielfiguren werden genommen und mit ihnen eine Handlung ausgeführt. Z.B. wird der Stofftierhase verarztet oder die Puppe gefüttert. Oder ein Spielzeugauto wird in die Waschanlage geschoben, weil es vom Fahren so schmutzig geworden ist. Genau das fällt Late Talker Kindern schwer.
  • Das Handlungsergebnis erfassen. Jede Handlung hat ein Ergebnis. Das Spielzeugauto wird in die Waschanlage geschoben. Anschließend ist klar, dass das Auto sauber ist. Es gibt ein Ergebnis. Oder die Puppe wird gefüttert und nun ist sie satt und sie will nichts mehr essen. Damit können Late Talker oft nichts anfangen.
  • Spielen können. Sich auf ein Spiel einlassen. Einen Spielgegenstand ausprobieren und eine Spielidee entfalten. Hier sind durchaus freie Spiele gemeint. Z.B. ein Bagger steht auf dem Boden. Er wird beladen, irgendwohin gefahren, vielleicht muss er auf eine Baustelle. Oder das Stofftierkrokodil liegt auf dem Boden, es hat Zahnweh und muss zum Doktor.
  • Mit einem anderen Mitspieler spielen (z.B. mit Ihnen als Elternteil). Für ein gemeinsames Spiel braucht es ein Gegenüber. Das Kind sollte Sie als Mitspieler akzeptieren können. Sie dürfen z.B. beim Baggerspiel den Bagger empfangen und ihm zeigen, wo er alles entladen soll. Oder Sie sind der Doktor und verarzten das Krokodil. Oder Bauklötze liegen am Boden und es wird gemeinsam ein Turm gebaut. Late Talker sind eher mit sich selber beschäftigt und gehen wenig auf einen Mitspieler und dessen Spielideen ein.

Das sind “nur” ein paar wesentliche Fähigkeiten, die bei Late Talker Kindern oft schwach ausgeprägt sind und weshalb sich auch Sprache infolge nicht so gut entwickelt. Denn für die Sprachentwicklung sind genau diese Fähigkeiten entscheidend.

Was es für die Sprachentwicklung braucht

Ein Kind muss wissen, dass es Mitmenschen gibt, denen man etwas mitteilen möchte und mit denen man sich über die verschiedensten Dinge des Alltags unterhalten kann. Genauso wichtig ist es zu wissen, dass jede Handlung zu einem Ergebnis führt. Wenn ich mit einem Strich auf dem Papier male, ist Farbe auf dem Papier zu sehen. Ich habe mit dem Stift etwas bewirkt. Auch das benötigt man fürs Sprechen. Mit meinen Aussagen erziele ich eine Wirkung. Es gibt immer einen Grund, warum man etwas sagt oder auch nicht sagt. Das ist Kommunikation. Und dann ist noch entscheidend, dass man ein gewisses Symbolverständnis hat. Und gerade das zeigt sich im symbolischen Spielen. Spielideen kreieren, mit Figuren eine Idee ausführen. Das können ganz kleine Geschichten sein. Z.B. Der Stofftierhund ist hungrig, wird gefüttert und ist anschließend satt. Es handelt sich um keinen echten Hund; nur symbolisch. Warum ist das so wichtig? Für Sprache benötigt man auch ein Symbolverständnis, denn sprachliche Zeichen sind letztlich nichts anderes als Symbole. Das Wort Hund bedeutet nur etwas, weil wir (deutschsprachigen) Menschen diese Bezeichnung zu dem Tier Hund abgespeichert haben. Es hätte auch Puki oder ein anderes Wort sein können.

Fazit

Es lohnt sich auf alle Fälle genauer hinzusehen und ein Kind zu beobachten, das noch nicht so ins Sprechen gekommen ist. Eltern sind oft besorgt und wissen nicht, wie lange es Sinn macht, abzuwarten, bis die ersten Wörter kommen. Häufig wird auch das Bedenken geäußert, ob mit dem Kind alles in Ordnung sei, was die gesamte kognitive Entwicklung betrifft. Eltern können auf alle Fälle etwas tun und müssen nicht abwarten. Gerade wenn sie feststellen, dass vielleicht grundlegende sprachliche Fähigkeiten, wie oben beschrieben, noch nicht so ausgebildet sind, können sie diese fördern und so dem Kind zu mehr Sprache verhelfen.

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Die Mundmotorik ist wichtig für das Sprechen

Kinder bewegen Zunge, Lippen, Mund, Mundmotorik

Was ist Mundmotorik?

Mit Mundmotorik ist nicht nur die Bewegung, sondern auch die Wahrnehmung verschiedener Muskeln im Gesicht- und Mundbereich gemeint. Viele verschiedene Muskeln kommen hier zum Einsatz: für die Mimik und für unsere Sprache. So können wir die Lippen beispielsweise spitzen, breit ziehen, die Mundwinkeln anheben, komplett verstecken, anspannen, platzen lassen, uvm. Auch die Zunge kennt viele Bewegungen und Feineinstellungen, um nicht nur das Kauen oder Schlucken zu übernehmen, sondern auch die einzelnen Laute zu produzieren. 

Warum ist die Mundmotorik so wichtig?

Wie bereits erklärt, sind die Hauptaufgaben der Mundmuskulatur v.a. das Kauen und Schlucken. Man spricht von so genannten primären Funktionen, weil sie entscheidend für unsere Leben sind. Sekundär, also weniger wichtig, aber trotzdem sehr wichtig für unser gesellschaftliches, menschliches Leben, ist das Sprechen. Mit Sprechen ist im Gegensatz zu Sprache gemeint, wie wir die Laute aussprechen. Hier geht es also weniger darum, WAS man sagt, sondern eher darum WIE. 

Welchen Einfluss hat die Mundmotorik auf den Spracherwerb?

Wenn Kinder nicht sauber sprechen, bezieht sich das also auf die Aussprache. Sie können meist gewisse Laute nicht sauber bilden. Nicht immer, aber sehr häufig geht dies mit einer Einschränkung in der Mundmotorik einher. Um Laute sauber produzieren zu können, benötigen wir ein präzises Zusammenspiel aus Bewegungen der Lippen, Zunge, des Kiefers und der gesamten Mundmuskulatur.

Nun kann es sein, dass Teile dieser Muskelpartien nicht in der richtigen Balance sind oder nicht richtig arbeiten. Z. B. sind die Lippen geöffnet und es findet kein richtiger Mundschluss statt. Oder die Zunge befindet sich nicht an der korrekten Position, wenn gerade nicht gesprochen wird. Auch das Schlucken kann betroffen sein, wenn die Zunge nicht richtig arbeitet. Wenn Kinder gewisse Laute nicht sauber sprechen können, ist das sehr oft (nicht immer) an eine gestörte Funktion gewisser Muskelpartien (z. B. der Zunge oder der Lippen) gekoppelt. Manchmal ist es offensichtlich. Wenn ein Kind etwa den Mund ständig geöffnet hat (auch wenn es nicht spricht) und/oder sogar Speichel austritt; wenn etwa Leckränder um die Lippen zu sehen sind oder wenn das Kind nicht korrekt saugen oder pusten kann. In einigen Fällen sind Auffälligkeiten nur von der Fachfrau bzw. vom Fachmann zu erkennen.

Wenn also ein Kind einen oder mehrere Laute nicht sauber spricht, können mundmotorische Auffälligkeiten zu Grunde liegen. Dann sind die Lautprobleme eigentlich nur die Spitze des Eisberges, die sichtbar bzw. hörbar geworden ist. 

Wie kann man die Mundmotorik fördern?

Spielerisch können Sie mit Ihrem Kind die Mundmotorik ganz einfach im Alltag fördern. Das berühmte Grimassen schneiden sollte also nicht kategorisch verboten werden. Hier finden Sie eine Liste von Ideen und Spielen, die die Mundmotorik fördern.

 

  • Grimmassen schneiden
  • pusten
  • schnalzen
  • Lippen flattern lassen
  • pfeifen
  • Wangen aufblasen
  • Strohhalm trinken
  • Strohhalm ansaugen
Mundmotorik fördern mit einem lustigen Mitmachbuch
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Late Talker Kind – Wie kann ich es erkennen?

Late Talker erkennen, Eltern helfen Kind, das noch nicht spricht

Was ist ein Late Talker?

Wenn ein Kind noch sehr wenig oder gar nicht spricht, wird es häufig als Late Talker bezeichnet. Die genaue medizinische Diagnose lautet wie folgt: Ein Kind, das mit dem 2. Geburtstag keine 50 Wörter aktiv spricht und keine 2-Wort-Kombinationen bilden kann, wird als Late Talker bezeichnet. Was ist damit genau gemeint? Mit aktive Wörter ist gemeint, dass das Kind diese Wörter selber sprechen kann. Es kann also 50 Dinge oder auch Tätigkeiten und Eigenschaften insgesamt benennen. Nicht nur nachsprechen, sondern selber benennen. Es kennt die Wörter und sie sind auch für die Bezugsmenschen gut verständlich. Eine 2-Wort-Kombination meint eine Verbindung von 2 Wörtern, also 2 Wörter hintereinander gesprochen wie “papa auto” “teddy put”

Von dieser Beschreibung ausgehend, können Sie Ihr Kind sehr leicht selber einschätzen. Sie kenne das Alter und können wahrscheinlich ohne groß zu überlegen sagen, ob es die magische 50er Marke schon überschritten hat oder noch nicht. Sollte es Ihnen schwer fallen, nehmen Sie ein Blatt Papier und notieren Sie die nächsten Tage alle Wörter, die Ihr Kind von sich gibt. Zählen Sie nach ein paar Tagen, wie viele es sind. Warum ist diese Grenze von 50 Wörtern so entscheidend? Man hat festgestellt, dass ungefähr ab dieser Anzahl an Wörtern der Wortschatz sehr rasant wächst, also Ihr Kind ab diesem Zeitpunkt täglich mehrere Wörter dazulernt.

Ist diese 50er Marke so entscheidend?

JEIN. Einerseits ist es wirklich eine hilfreiche Orientierung. Man sollte sich allerdings nicht unnötig Sorgen machen, wenn die Abweichungen minimal sind; immerhin ist es einfach eine Zahl. Sie sollte vielmehr als Richtwert gesehen werden. Viel wichtiger ist allerdings, welche sprachlichen Vorläuferfähigkeiten Ihr Kind schon erworben hat. Diese sind wichtig, damit Sprache überhaupt entstehen kann. Einen groben Überblick dazu gibt dieser Blogartikel. Lesen Sie gerne nach, denn die sprachlichen Vorläuferfähigkeiten sind wirklich entscheidend für die Entwicklung und man sollte verstehen, worum es sich handelt.

Es geht also grob darum, dass ein Kind in diesen Beriechen noch Aufholbedarf hat:

  1. in der Ich-Entwicklung: Wahrnehmung der eigenen Person, Ausdruck der eigenen Wünsche, Abgrenzung zum Gegenüber
  2. in der Kommunikation mit dem Gegenüber: Blickkontakt. Miteinbeziehen im Spiel, gemeinsamer Fokus
  3. im Umgang mit Objekten, im Symbolspiel: Abstraktionsfähigkeit, symbolisch spielen, So-tun-als-ob-Spiele

Ein typisches Late Talker Kind

Viele Eltern können sich unter der o.g. Beschreibung und den oft theoretischen Begriffen wenig vorstellen. Deshalb möchte ich Ihnen ein Late Talker Kind anhand bestimmter Eigenschaften oder Verhaltensweisen noch besser beschreiben. Ein Late Talker Kind …

  • kommt ins Zimmer und stürmt zu den Spielsachen.
  • räumt erstmal alle Spiele aus. Es liebt ausleeren und ausschütten.
  • räumt nicht gerne auf und legt Dinge/Gegenstände nicht gern in ein Gefäß.
  • bleibt nicht lange bei einem Spiel. Es holt ein Spiel heraus und währenddessen ist es mit den Augen schon wieder bei einem anderen Gegenstand gelandet.
  • spielt kein Spiel zu Ende. Es hört vorzeitig auf. Es finden viele Spielabbrüche statt.
  • wiederholt gerne Handlungen mit dem gleichen Objekt. Es nimmt Gegenstände in die Hand und führt die passende Handlung immer und immer wieder aus. (z.B.: lässt Auto fahren, lässt Murmel rollen, immer und immer wieder)
  • schaut das Gegenüber nicht an
  • spielt gerne alleine vor sich hin
  • geht nicht auf die Spielidee des Gegenüber ein
  • kann nicht symbolisch spielen (z.B. einen länglichen Gegenstand nehmen und damit telefonieren)
  • blättert nur in Büchern und schaut nicht die Abbildungen an oder legt das Buch komplett weg
  • akzeptiert kein NEIN im Spiel

Das sind ein paar wichtige Eigenschaften, anhand denen Sie feststellen können, ob Ihr Kind ein Late Talker Kind ist und ob es v.a. in den vorsprachlichen Fähigkeiten mehr Hilfe benötigt. Es sind natürlich nicht alle Late Talker Kinder total gleich. Trotzdem ähneln sich gewissen Verhaltensweisen und die oben beschriebenen zeigen eine Auswahl, die sehr typisch für solche Kinder sind.

Wenn Sie noch mehr zu diesem Thema wissen möchte und v.a., wie man Kinder dabei unterstützen kann, dann klicken Sie auf den Button.

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Unterschied Sprachförderung und Sprachtherapie

Kind vor dem Spiegel, Therapeutin, Sprachtherapie, Logopädie

Was ist Sprachförderung?

Als Sprachförderung versteht man jedes Verhalten, das eingesetzt wird, um ein Kind beim Erlernen der Sprache zu unterstützen. Dies kann dabei zu Hause oder z.B. im Kindergarten stattfinden. Gerade eine alltagsintegrierte Sprachförderung bzw. eine ganzheitliche Sprachförderung hat sich als effektiv herausgestellt. Gemeint ist dabei, dass man die Sprachförderung an die Bedürfnisse, an das Interesse des Kindes anknüpft. Man fördert Sprache quasi live, in vivo, im Tun. Es geht also dabei nicht darum, einzelne Wörter zu pauken, grammatische Prinzipien zu studieren oder Kinder abzufragen.

Sprachförderung ist Teil des Bildungsauftrages und wird dadurch bereits im Kindergarten angeboten. Sie sollte allerdings auch zu Hause stattfinden. Denn Spracherwerb und Kommunikation startet spätestens ab der Geburt (wenn nicht früher). Außerdem gelingen Spracherwerb und Sprachförderung am Besten in der Kommunikation mit vertrauten Personen. Und gerade Familienmitglieder gehören im Regelfall zu den vertrautesten Personen eines Kindes. Sprachförderung steht jedem Kind zu und wird im Idealfall auch intuitiv von Eltern angeboten. Mehr Anregungen zur Gestaltung der Sprachförderung zu Hause finden Sie in diesem Artikel. Sprachförderung ist grundsätzlich für alle Kinder wichtig, wenn auch manche diese umso mehr benötigen. Gemeint sind z.B. Kinder, die keine optimalen Sprachvorbilder oder Kommunikationspartner haben, die nur selten die Möglichkeit haben, mit Büchern konfrontiert zu werden, die sich in schwierigen familiären Verhältnissen befinden oder in deren Familien bereits andere Mitglieder Sprachprobleme haben oder hatten.

Was ist Sprachtherapie?

Sprachtherapie umfasst gezielte Maßnahmen zur Sprachförderung im Rahmen der Heilmittel (in D). Es handelt sich um eine therapeutische Versorgung, die im Sozialgesetzbuch verankert ist. Sprachtherapie zielt demnach auf die Behandlung einer Krankheit ab. Und Sprachstörungen im Kindesalter werden in Deutschland als Krankheit eingestuft. Für eine sprachtherapeutische Maßnahme bedarf es einer Diagnose und entsprechenden ärztlichen Verordnung. Verordnender Arzt kann ein Facharzt wie ein Kinderarzt oder HNO-Arzt sein.Auch Hausärzte oder Kieferorthopäden haben (je nach Störungsbild) die Möglichkeit, eine Heilmittelverordnung für das entsprechende Kind auszustellen. Erst dann kann eine gezielte Sprachtherapie erfolgen. Ungefähr sechs bis acht Prozent aller Kinder eines Jahrgangs zeigen Auffälligkeiten im Bereich Sprache. D.h. sie verfügen über einen zu kleinen Wortschatz, haben Probleme, dass ihnen bekannte Wörter wieder einfallen, bauen die Sätze nicht korrekt zusammen, können bestimmte Laute nicht richtig aussprechen oder stottern zum Beispiel. Diese Kinder weisen eine Sprachentwicklungsstörung auf. Eine allgemeine Sprachförderung (wie oben beschrieben) reicht hier nicht aus, um entsprechende Defizite auszugleichen. Diese Kinder müssen von einer Fachperson (z.B. LogopädIn oder SprachtherapeutIn) betreut werden.

Sprachstörungen fallen oftmals den Eltern selber auf und sprechen dies in der Regel beim Kinderarzt an. Es kann auch sein, dass Erzieherinnen die Eltern darauf hinweisen, dass ihr Kind mit der Sprachentwicklung verzögert ist, oder es z.b. nicht verstanden wird. Häufig wird es bei den gängigen U-Untersuchungen in Deutschland thematisiert. Auch Kinder mit einer Behinderung und einer einhergehenden Sprach- oder Schluckstörung haben Anspruch auf eine entsprechende therapeutische Behandlung. Sprachförderung kann ein Kind mit Sprachstörung unterstützen, allerdings eine therapeutische Maßnahmen im Sinne einer verordneten Sprachtherapie vom Arzt, nicht ersetzen.